Formate, um das Sprechen zu üben – mit Vor- und Nachteilen

von | Mai 23, 2025 | Allgemein

Viele lernen Deutsch im Kurs, verstehen viel – aber beim Sprechen kommt oft die
Unsicherheit. Genau hier liegt der Schlüssel: Sprechen lernt man nur durch Sprechen.
Und das funktioniert nicht nur im Unterricht, sondern auch außerhalb – im Alltag, im
Beruf und in der Freizeit. Wer regelmäßig spricht, gewinnt Sicherheit, Spontaneität und
Selbstvertrauen. Dieser Artikel zeigt praktische Wege, wie das gelingt – mit echten
Formaten und hilfreichen Techniken.

1. Tandempartnerschaft

Vorteile:
* Individuell, flexibel und oft kostenlos
* Persönliche Gespräche – gute Ergänzung zum Kurs
* Regelmäßige Übung in echter Interaktion
Herausforderungen:
* Es braucht Zeit, den passenden Partner zu finden
* Keine professionelle Anleitung oder Fehlerkorrektur
* Mögliche Ungleichgewichte im Sprachwechsel (wenn z. B. nur Deutsch gesprochen
wird)
Tipp: Vereinbare von Anfang an klare Regeln zur Zeiteinteilung und zum Sprachwechsel

2. Sprach-Apps mit Spracherkennung (z. B. ChatGPT mit Sprechfunktion)

Vorteile:
* Jederzeit verfügbar, angstfreies Üben
* Wiederholung beliebig möglich
* Gut zum Wortschatz festigen und freier sprechen lernen
Herausforderungen:
* Keine echte Reaktion oder Körpersprache
* Keine gezielte Korrektur von Aussprache oder Grammatik
* Motivation kann schwanken – keine persönliche Bindung

Tipp: Regelmäßige, kurze Übungseinheiten (10-15 Minuten täglich) bringen mehr als
seltene, lange Sessions

3. Einzelcoaching oder Kleingruppentraining mit Sprachtrainerin

Vorteile:
* Individuelle Förderung, gezieltes Feedback
* Berufsspezifische Themen möglich
* Sprechtraining, Aussprachecoaching, Präsentationshilfe – alles in einem
Herausforderungen:
* Kostenpflichtig
* Nicht ganz so flexibel wie spontane Gesprächspartner
Tipp: Besonders effektiv für Führungskräfte, die schnell präzise Kommunikation in
Meetings benötigen

4. Sprechclubs und Stammtische

Vorteile:
* Authentische Gesprächssituationen mit Muttersprachlern
* Einblick in lokale Kultur und Dialekte
* Networking-Möglichkeiten
Herausforderungen:
* Manchmal schwierig für absolute Anfänger
* Gespräche können schnell und mit Dialekt sein
Tipp: In Vorarlberg gibt es mehrere internationale Stammtische, die offen für neue
Teilnehmer sind

5. German Café (z. B. vom Expat Service Vorarlberg)

Vorteile:
* Zielgerichtetes Sprechen in entspannter Atmosphäre
* Themen sind praxisnah und auf die Teilnehmenden abgestimmt

* Viel aktive Sprechzeit durch Partnerarbeit oder Kleingruppen
* Ideal für verschiedene Sprachniveaus – jeder findet Anschluss
* Austausch mit anderen Expats, die ähnliche Erfahrungen machen
Herausforderung:
* Fixe Termine – wer an einem Termin nicht kann, verpasst eine Gelegenheit
Tipp: Regelmäßige Teilnahme hilft, Routinen aufzubauen und Hürden abzubauen.
Hinweis: Ich biete dieses Format regelmäßig über den Expat Service Vorarlberg an –
unverbindlich, offen und effektiv, aber du kannst dich auch direkt bei mir melden!

Hilfreiche Strategien beim Sprechen

Und was kannst du nun machen, um deine Fähigkeiten beim Sprechen zu verbessern?
Es gibt verschiedene Strategien für verschiedene Situationen und du findest diverse
Beispiele bzw. Formulierungen auf unterschiedlichen Niveaus für die Strategien, um
diese anzuwenden:

Wenn ein Wort fehlt:

* Umschreiben: „Das ist ein Gerät, mit dem man…“
* Rückfrage stellen: „Wie sagt man das auf Deutsch?“
* Platzhalter verwenden (z. B. „das Ding“, „die Sache“) – besonders im Anfängerbereich
völlig okay
* Internationalismen nutzen und „eindeutschen“: „Ich muss das noch finalisieren“ (statt
„fertigstellen“)
* Mit Gestik und Mimik arbeiten: „Ich brauche etwas zum…“ (Schreibbewegung machen)

Wenn etwas nicht verstanden wurde:

Einfaches Niveau (A1–A2):
* „Wie bitte?“
* „Bitte langsamer.“
* „Können Sie das wiederholen?“

* „Ich habe das nicht verstanden.“
* „Noch einmal, bitte.“
* „Können Sie das aufschreiben?“

Mittleres Niveau (B1):
* „Entschuldigung, könnten Sie das bitte wiederholen?“
* „Ich habe den letzten Teil nicht ganz verstanden.“
* „Was bedeutet … auf Deutsch?“
* „Können Sie mir das Wort erklären?“
* „Können Sie bitte etwas deutlicher sprechen?“

Fortgeschrittenes Niveau (B2+):
* „Könnten Sie das bitte noch einmal anders formulieren?“
* „Ich bin nicht ganz mitgekommen – könnten Sie das bitte noch einmal sagen?“
* „Darf ich kurz nachfragen, was Sie damit genau meinen?“
* „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, meinen Sie…“
* „Könnten Sie den Fachbegriff kurz erläutern?“
* „Verzeihen Sie die Unterbrechung, aber ich möchte sichergehen, dass ich alles richtig
verstehe.“

Kommunikationsprobleme in Meetings:

Für Anfänger (A1-A2):
* „Moment bitte. Ich verstehe nicht alles.“
* „Können wir kurz eine Pause machen?“
* „Bitte langsamer sprechen.“
* „Können Sie das an die Tafel/auf das Whiteboard schreiben?“

Für Mittelstufe (B1):
* „Entschuldigung, aber ich kann nicht so schnell folgen.“

* „Könnten wir diesen Punkt noch einmal durchgehen?“
* „Darf ich das kurz zusammenfassen, um sicherzugehen?“
* „Könnten Sie bitte die wichtigsten Punkte wiederholen?“

Für Fortgeschrittene (B2-C1):
* „Ich würde gerne auf den vorherigen Punkt zurückkommen.“
* „Wenn ich das richtig verstanden habe, sollten wir also…“
* „Könnten wir die Kernpunkte noch einmal präzisieren?“
* „Ich bin mir nicht sicher, ob wir alle vom Gleichen sprechen.“
* „Vielleicht können wir das visuell darstellen, um es klarer zu machen.“

Phrasen für Telefonate:

Einfaches Niveau:
* „Könnten Sie bitte langsamer sprechen?“
* „Ich verstehe Sie nicht gut. Die Verbindung ist schlecht.“
* „Können Sie mir das per E-Mail schicken?“
* „Könnten Sie das bitte buchstabieren?“

Fortgeschrittenes Niveau:
* „Es tut mir leid, aber ich habe Schwierigkeiten, Sie zu verstehen. Könnten wir vielleicht
auf einen Videoanruf umsteigen?“
* „Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche, aber ich möchte sicherstellen, dass ich
alles korrekt erfasst habe.“
* „Könnten Sie mir die Hauptpunkte unseres Gesprächs kurz zusammenfassen?“

Strategien bei Missverständnissen:

Für alle Niveaus:
* Aktives Zuhören und Nachfragen: „Habe ich Sie richtig verstanden, dass…?“
* Paraphrasieren: „Mit anderen Worten meinen Sie…“

* Um Klärung bitten: „Könnten Sie mir ein Beispiel geben?“
* Metakommunikation: „Ich glaube, wir reden aneinander vorbei.“

Speziell für Führungskräfte:

* „Lasse mich kurz reflektieren, ob ich deine Erwartungen richtig verstanden habe.“
* „Ich würde gerne sicherstellen, dass wir auf derselben Seite sind, bevor wir fortfahren.“
* „Könnten wir einen Moment innehalten und klären, was genau unsere nächsten
Schritte sein sollten?“

Und welche Möglichkeiten gibt es, um alleine Sprechen zu üben, um für die Situationen
draußen fit zu werden? Um schneller beim sponatenen Sprechen reagieren zu können?
Um mehr Sicherheit zu bekommen, ohne dass es direkte Konsequenzen gibt?

Praktische Übungen für den Alltag

1. Die 30-Sekunden-Übung
Nimm dir täglich 30 Sekunden Zeit, um ein aktuelles Thema auf Deutsch zu
kommentieren – sei es das Wetter, eine Nachricht oder den Tag im Büro. Nutze dein
Smartphone zur Aufnahme und höre dich selbst an.

2. Schatten-Sprechen
Höre dir deutsche Podcasts oder Videos und sprich gleichzeitig mit – wie ein Schatten.
Das trainiert Aussprache und Sprachmelodie, ohne Druck.

3. Routinen verbalisieren
Beschreibe laut, was du gerade tust: „Jetzt koche ich Kaffee. Zuerst fülle ich Wasser in
die Maschine…“ Diese einfache Technik macht das Sprechen zur Gewohnheit.

4. Der innere Dialog
Führe deine Gedanken auf Deutsch – beim Einkaufen, auf dem Weg zur Arbeit oder beim
Warten auf den Bus. Was würdest dusagen, wenn jemand dich ansprechen würde?

5. Präsentationsübung
Bereite eine kurze 2-Minuten-Präsentation zu einem Thema deiner Wahl vor und nehme
sie auf. Wiederhole die Aufnahme nach einer Woche und vergleiche sie.

Tipps speziell für Führungskräfte

1. Meeting-Vorbereitung
* Bereite wichtige Phrasen und Fachbegriffe vor
* Notiere dir Schlüsselsätze für Einleitung, Überleitung und Abschluss
* Übe das Eröffnungsstatement mehrmals laut

2. Elevator Pitch auf Deutsch
Entwickle eine 30-Sekunden-Vorstellung deiner Position und deines Tätigkeitsbereichs.
Dies ist perfekt für Netzwerk-Veranstaltungen.

3. Feedback-Gespräche simulieren
Übe typische Mitarbeitergespräche mit deinem Sprachcoach, um sicherzustellen, dass
du nuancierst und einfühlsam kommunizieren kannst.

4. Branchenspezifisches Vokabular
Erstelle ein persönliches Glossar der 50 wichtigsten Fachbegriffe Ihrer Branche und
integriere diese bewusst in deine Gespräche.

Fazit: Dranbleiben lohnt sich

Sprechen muss nicht perfekt sein. Es darf auch mal holpern. Wichtig ist: Es findet statt.
Wer regelmäßig übt, findet schneller in den eigenen Sprachfluss. Ob im German Café,
mit einer App, im Einzelcoaching oder per Tandem – wichtig ist, dass das Sprechen ein
fester Bestandteil im Alltag wird.

Denke daran: Die meisten deutschsprachigen Kollegen und Geschäftspartner schätzen
deinen Mut, Deutsch zu sprechen, mehr als grammatikalische Perfektion. Mit den
richtigen Strategien gelingt der Einstieg ins Gespräch – Schritt für Schritt.

Und das Beste: Jedes Gespräch, jede Frage und jede Unterhaltung bringt dich weiter.
Selbst wenn es manchmal anstrengend ist – die Fortschritte werden kommen, und mit
ihnen das gute Gefühl, sich in einer neuen Sprache ausdrücken zu können. Das eröffnet
nicht nur berufliche Chancen, sondern auch tiefere Einblicke in die Kultur deiner neuen
Heimat.

Du möchtest dein Deutsch gezielt verbessern? Kontaktiere mich für ein individuelles
Coaching oder besuche mich in einem meiner German Cafés via Expat Service
Vorarlberg. Gemeinsam finden wir den richtigen Weg für deine sprachliche Entwicklung.